Accademia Nazionale dei Lincei

Die Accademia Nazionale dei Lincei, die im Palazzo Corsini aus dem 15. Jahrhundert untergebracht ist, ist die älteste wissenschaftliche Akademie der Welt. In ihrer Satzung heißt es: „Ihr Ziel ist die Förderung, Koordinierung, Integration und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse in ihren höchsten Ausdrucksformen im Rahmen der Einheit und Universalität der Kultur...“. Die Accademia dei Lincei besitzt eine reiche Sammlung von mehr als 600.000 Bänden mit wissenschaftlichem, historischem, literarischem, astronomischem, physikalischem und botanischem Material.

Der Name bezieht sich auf die außergewöhnliche Schärfe des Blicks, die dem Luchs (Lince auf Italienisch) zugeschrieben wird. Die kleine Raubkatze wurde zum Symbol der gelehrten Gelehrtengruppe, die 1603 die angesehene Einrichtung gründete: Federico Cesi, der Niederländer Johannes van Heeck, Francesco Stelluti und Anastasio de Filiis.

Die große Neuheit der Akademie war das Studium aller Naturwissenschaften, die durch freie experimentelle Beobachtung, d.h. jenseits aller Zwänge der Tradition und Autorität, erforscht wurden.

Zu den berühmtesten Mitgliedern gehörte Galileo Galilei, der 1611 der Akademie beitrat.

Zu den wichtigsten Veröffentlichungen gehören die Studie über Sonnenflecken, Galileo Galileis Saggiatore (die Goldwaage) und der „Mexikanische Schatz“ über die Flora, Fauna und Pharmakopöe der Neuen Welt.

Nach dem Tod von Federico Cesi im Jahr 1630 war die Akademie etwa zwei Jahrhunderte lang den Ereignissen ausgeliefert. Im 19. Jahrhundert versuchte Abt Scarpellini, sie zu erneuern, indem er ihr eine physikalisch-mathematische Ausrichtung gab und sie in „dei Nuovi Lincei“ umbenannte. Im Jahr 1847 wollte Papst Pius IX. die Verbindung zu den Lincei Cesiani wiederherstellen, indem er ihren alten Namen als „Pontificia Accademia dei Nuovi Lincei - Päpstliche Akademie der Neuen Lincei“ wieder einführte.

Dem Wissenschaftler Quintino Sella ist es zu verdanken, dass die Akademie 1874 wieder zum Leben erweckt wurde. Der Bereich der Wissenschaften wurde von den physikalischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Wissenschaften auf die „moralischen“ oder Geisteswissenschaften ausgeweitet, die Studien über Geschichte, Philologie, Archäologie, Philosophie, Wirtschaft und Recht umfassten. 

Die Säle und Gänge der Akademie wurden von den größten Vertretern der italienischen und internationalen Wissenschaft belebt: von Righi und Pacinotti bis Fermi, von Pasteur bis Rontgen und Einstein, von Mommsen und Wilamowitz bis Comparetti, Croce und Gentile. 

Der repräsentative Sitz der Accademia Nazionale dei Lincei befindet sich in der prächtigen Villa Farnesina. 

Zu den von der Akademie regelmäßig verliehenen Preisen gehört der 1949 ins Leben gerufene Premio Nazionale del Presidente della Repubblica - Nationalpreis des Präsidenten der Republik. Dieser prestigeträchtige Preis wird abwechselnd von der Klasse für physikalische, mathematische und naturwissenschaftliche Wissenschaften und der Klasse für moralische, historische und philologische Wissenschaften für Werke oder Entdeckungen italienischer Wissenschaftler verliehen, die zuvor noch keinen Nationalpreis erhalten haben.

Foto: Accademia Nazionale dei Lincei