Tempel des Hercules Victor

Auf der Piazza Bocca della Verità, direkt neben dem Portunustempel, steht dieser kleine, bezaubernde Rundtempel, das älteste erhaltene Marmorgebäude Roms.

Fälschlicherweise als Vesta-Tempel bezeichnet, war er Herkules dem Sieger gewidmet, dem Beschützer der Kaufleute, die ihre Geschäfte im nahe gelegenen Foro Boario abwickelten. Dieses Gebiet, in dem der Viehmarkt stattfand, lag zwischen dem Tiber, dem Kapitol, dem Palatin und dem Aventin.

Der auch als Tempel des Herkules Invictus oder Herkules Olearius bekannte Tempel wurde gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. im Auftrag des wohlhabenden Olivenölhändlers Marcus Octavius Herennius erbaut, wahrscheinlich von dem Architekten Hermodoros von Salamis. Im Inneren befand sich eine prächtige Bronzestatue, die möglicherweise von Skopas Minor, einem griechischen Bildhauer aus dem späten zweiten Jahrhundert v. Chr., angefertigt wurde. Sie wurde unter dem Papst Sixtus IV. gefunden und befindet sich heute in den Kapitolinischen Museen.

Das aus hellenischem Marmor errichtete Gebäude hat zwanzig korinthische Säulen auf einem gestuften Sockel aus Tuffsteinblöcken. Einige der Säulen aus Lunamarmor stammen aus der Zeit der Restaurierung unter Tiberius, wahrscheinlich nach der Überschwemmung von 15 n. Chr.

Im 12. Jahrhundert wurde der Tempel in die Kirche von Santo Stefano delle Carrozze umgewandelt. Nach der Entdeckung eines Marienbildes im Tiber, das als wundertätig galt, wurde es ab Mitte des 16. Jahrhunderts der Santa Maria del Sole geweiht. Im Inneren des Gebäudes ist noch ein wertvolles Fresko aus dem späten 15. Jahrhundert erhalten, das die Madonna mit Kind und Heiligen darstellt.

Im Jahr 1809, als Rom die zweite Stadt des napoleonischen Reiches war, wurde der Architekt Giuseppe Valadier von der französischen Regierung beauftragt, den Tempel in seinem ursprünglichen Glanz wiederherzustellen.