Ponte Regina Margherita

Eine Stadt im Wandel: die neuen Bauwerke des späten 19. Jahrhunderts

Ab 1871, als Rom zur Hauptstadt des Königreichs Italien wurde, begann sich das Gesicht der Stadt rasch und drastisch zu verändern und wurde von einer stürmischen Bautätigkeit erfasst. Die neuen Anforderungen der Stadtentwicklung führten auch zum Bau neuer Brücken, die neben den älteren und historischen errichtet wurden. Die Ponte Margherita, wie die Römer diese Brücke nennen, stammt aus dieser Zeit und war die erste gemauerte Brücke, die nach vielen Jahrhunderten über den Tiber gebaut wurde.

Eine Brücke, die einer Ikone des Stils gewidmet ist

Die Brücke wurde zwischen 1886 und 1891 nach einem Entwurf von Angelo Vescovali gebaut, der auch Ponte Garibaldi, die Ponte Palatino, die Ponte Umberto I und die Ponte Cavour entworfen hat. Sie überquert den Tiber mit drei gemauerten und elegant mit Travertin verkleideten Bögen und verbindet die Piazza del Popolo mit der Via Cola di Rienzo, die heute eine beliebte Einkaufsstraße Roms und die Hauptverkehrsader des damals im Bau befindlichen neuen Rione Prati ist. Sie wurde Margarethe von Savoye gewidmet, der beliebten ersten Königin des vereinigten Italiens, deren Name die Toponymie der italienischen Städte, darunter natürlich auch Rom, prägt. Margarethe, die Ehefrau von Umberto I., verwandelte den savoyischen Hof im Palazzo del Quinale in einen der exklusivsten Salons Europas und war auch in Sachen Mode und Stil ihrer Zeit weit voraus und sehr einflussreich. In den Chroniken der damaligen Zeit wird ihre Kleidung bei der Einweihungsfeier der Brücke im Dezember 1891, an der die Königin in Begleitung ihres Ehemanns und ihres Hofstaats teilnahm, besonders hervorgehoben: „Sie trug eine Samtmütze mit einer kleinen schwarzen Feder und einen Samtmantel“.

„Er Ciriola“ und die Strandbäder am Tiber

Kurz nach dem Bau der Brücke entstanden in ihrer unmittelbaren Nähe auch die beiden ersten luxuriösen Strandbäder der Stadt, die Romana Nuotatori und die Rari Nantes, die Vorläufer der exklusivsten Clubs am Tiber. Ebenfalls in der Nähe der Brücke war zwischen den 1940er und 1970er Jahren der Kahn einer der berühmtesten Figuren der jüngeren Geschichte des Flusses verankert, ein wahrer Mythos: „Er Ciriola“ („der Aal“), so genannt wegen der Leichtigkeit, mit der er sich durch die Wellen des Tibers bewegte, so sehr, dass er die Hauptfigur bei unzähligen Rettungen von Menschen war, die ins Wasser gefallen waren (wofür er die Medaille für zivile Tapferkeit erhielt). Sein Kahn war lange Zeit ein Anziehungspunkt für junge Römer. Anfangs von vielen belächelt, weil er als Vergnügungsstätte für die Armen galt, zog er schließlich immer mehr Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Berufen an, darunter auch Filmregisseure. Wie Dino Risi, der es in seinem berühmten Film „Poveri ma belli“ („Ich lass mich nicht verführen“) verewigte, und Pier Paolo Pasolini, der dort einige Szenen von „Accattone - Wer nie sein Brot mit Tränen aß“ drehte.

Foto turismoroma