Palazzo della Cancelleria

Kürzlich restauriert, liegt der imposante Palazzo della Cancelleria zwischen dem Campo de‘ Fiori und dem Corso Vittorio Emanuele II. Er wurde auf Geheiß von Raffaele Riario, dem Neffen von Papst Sixtus IV., erbaut, der all seine Ersparnisse, laut der Tradition auch Gewinne aus Glückspiel, in seinen Bau steckte und ihn in eine elegante Renaissance-Residenz verwandelte. Die 1485 begonnenen Bauarbeiten endeten unter dem Pontifikat von Giulio II. della Rovere und beinhalteten die Zerstörung der alten Kirche San Lorenzo in Damaso, die wieder aufgebaut und in das neue Gebäude integriert wurde. Kurz nach seiner Fertigstellung wurde das Gebäude von den Riario beschlagnahmt, um Sitz der Apostolischen Kanzlei zu werden, die als „Nuova“ bezeichnet wurde, um sie von der vorherigen im Palast Sforza-Cesarini zu unterscheiden. Der Palast ist immer noch im Besitz des Heiligen Stuhls und einige Kuriengerichte befinden sich noch heute dort: Die Apostolische Pönitentiarie, die Apostolische Signatur und die Römische Rota.

Der Palast wurde mit Travertin aus einigen römischen Gebäuden erbaut, darunter dem nahe gelegenen Theater des Pompeius. Der krummlinige Eckvorsprung in Richtung Campo de‘ Fiori und Via del Pellegrino ist durch den fein ziselierten, Andrea Bregno zugeschriebenen Erker verziert. Durch das im 16. Jahrhundert von Domenico Fontana hinzugefügte große Hauptportal, gelangt man in den eleganten Innenhof, der drei Säulenordnungen aufweist und der  heute zumindest wegen ihres Entwurfs einstimmig Bramante zugeschrieben wird. Von hier aus erreicht man den Piano Nobile (edles Geschoss) des Gebäudes, in dem sich Hallen, Säle und prächtig dekorierte Räume befinden. Der Besucher wird von der großen Sala Regia begrüßt, deren berühmtes Zifferblatt von Baciccia gemalt wurde. Der Ehrensaal, der sich direkt nebenan befindet, wurde stattdessen innerhalb von 100 Tagen von Giorgio Vasari und seinen Gehilfen mit Fresken ausgemalt. Aus diesem Grund wird dieser Raum auch als Saal der hundert Tage bezeichnet. An seinen Wänden werden einige der wichtigsten Episoden des Lebens von Papst Paul III Farnese, der die Fresken in Auftrag gegeben hatte, dargestellt: Beispielsweise das 1538 in Nizza stattgefundene berühmte Treffen zwischen dem Papst und den Kaisern Karl V. und Franz I.. Die Wohn-und Arbeitsräume des Kardinals beherbergen die Kapelle des Pallium, die mit Stucken und Gemälden von Francesco Salviati verziert ist, und das Büro mit dem von Perin del Vaga mit Fresken bemalten Gewölbe.

Vom Erdgeschoss, durch die Räume in denen die mostra permanente dedicata a Leonardo da Vinci beherbergt wird, erreicht man einen merkwürdigen Ort im Untergeschoss: das vollständig im Wasser eines kleinen Sees gelegene römische Grab des Konsuls Aulus Hirtius. Dieser unterirdische See hat sich nach Schließung des Euripus gebildet, beziehungsweise des Kanals, der im alten Rom den Bereich des Campus Martius überquerte, um endlich in den Tiber zu münden.