Monumentaler Komplex Santo Spirito in Sassia

Die Ursprünge des Komplexes gehen auf das Jahr 727 n. Chr. zurück, als der sächsische König Ina die „Schola Saxonum“ gründete, um Pilger auf ihrem Weg zum Grab des Apostels Petrus zu beherbergen. Die Schola Saxonum wurde auf dem Gelände der kaiserlichen „Horti“ von Agrippina Maior (14 v. Chr. - 33 n. Chr.) errichtet, d. h. der großen und prächtigen Gärten, die sich vom Janiculum-Hügel entlang des rechten Tiberufers erstreckten. In einigen der Räume unterhalb des antiken Krankenhauses sind noch Reste von Opus-Reticulatum-Wänden, Mosaikböden, Skulpturen und Fresken zu sehen.

Das Santo Spirito in Sassia gilt als eines der ältesten Krankenhäuser Europas und wurde zur Unterstützung der Armen, Kranken und ausgesetzten Säuglinge errichtet, wie das Rad der Ausgesetzten noch heute vor dem Gebäude bezeugt. Der Komplex, der im Laufe der Jahrhunderte restauriert und erweitert wurde, besteht aus den Corsie Sistine - Sixtinischen Stationen, den Kreuzgängen der Brüder, der Nonnen und der Jungfrauen (oder dem „Kreuzgang des Brunnens“) und schließlich dem Palazzo del Commendatore (ein Anbau aus dem 16. Jahrhundert) des Architekten Giovanni Lippi.

Der um einen eleganten viereckigen Innenhof errichtete Palast ist mit einem Brunnen aus dem 17. Jahrhundert und einer Sechs-Stunden-Uhr aus dem 19. Jahrhundert geschmückt und beherbergt die alte Spezieria, in der zahlreiche pharmazeutische Forschungen durchgeführt und Heilkräuter gemahlen wurden. Die Sammlungen antiker Gefäße und Mörser zeugen noch heute davon.

Die Corsie Sistine, deren sorgfältige Restaurierung im Juli 2022 abgeschlossen wurde, wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Veranlassung von Papst Sixtus IV. della Rovere errichtet. Das Bauwerk, das aus den Corsie Lancisi und Baglivi besteht, ist 120 Meter lang und 13 Meter breit. Die Stationen wurden zunächst als Krankenhaus und ab dem 17. Jahrhundert als Lazarett genutzt. Ein Freskenzyklus mit einer Fläche von über 1200 Quadratmetern, der nach dem der Sixtinischen Kapelle der zweitgrößte ist, schmückt den oberen Bereich. Die Stationen sind durch ein achteckiges Tiburium verbunden, unter dem man das einzige römische Werk von Andrea Palladio bewundern kann, ein raffiniertes Ziborium, das von zwei Putten überragt wird, die Andrea Bregno zugeschrieben werden, der auch die beiden majestätischen Eingangsportale entworfen hat.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich der Krankenhauskomplex mit dem Bau der Alexandrinischen Krankenhaushalle weiter, in der sich heute das Museo di Storia dell’Arte Sanitaria - Museum für die Geschichte der Sanitärkunst befindet.

Es beherbergt mehrere bedeutende Sammlungen: fast 400 Stücke, darunter Keramik und pharmazeutische Glaswaren, Wandteppiche, Skulpturen und Reliefs; etwa 300 Gemälde, Zeichnungen und Drucke, zahlreiche Fresken, Grotesken und andere bildliche Wanddekorationen; 20.000 gedruckte Bände, darunter etwa 60 Inkunabeln, 2. 000 Cinquecentine und 374 kostbare Handschriften aus verschiedenen Epochen, 2 Pergamentcodices mit Schriften von Avicenna und dem bekannteren Liber Fraternitatis Sancti Spiritus; zwei Globen von Vincenzo Coronelli (ein Erd- und ein Himmelsglobus aus dem Jahr 1600); zwei Armillarsphären aus Messing und ein Diopter, das im Vermessungswesen zur Bestimmung und Verfolgung von Ansichten verwendet wurde, einzigartige Zeugnisse der römischen Wissenschaftskultur in der Neuzeit.